Rumänien entdecken – ein kleiner Guide für eine günstige Rundreise auf eigene Faust. Kaum ein anderes Land in Europa hat sich in den vergangenen zehn Jahren im städtischen Bereich so schnell entwickelt wie Rumänien. Doch auf dem Land gibt es noch das alte Rumänien: Roma und Sinti, Bauern mit Pferdewagen und klassische Bauernmärkte.
Von Christian Maskos
Wer an Rumänien denkt, hat oft die klischeehaften Sinti und Roma in klassischen Kostümen, sowie die Betonklötze aus der Ceausescu Zeit und Straßenhunde Bukarests vor den Augen: Auf jeden Fall kein populäres Urlaubsziel. Absolut zu Unrecht: Traumhafte Berglandschaften und kleine Dörfer mit handwerklich wunderbar gearbeiteten Holzkirchen wechseln mit gut erhaltenen bzw. restaurierten und wahrlich traumhaften Stadtkernen wie in Sibiu (Hermannstadt) oder Brașov (Kronstadt) oder lebhaften Partystädten mit exzellentem Nachtleben wie Cluj-Napoca (Klausenburg) ab. Und Bukarest ist längst eine internationale Metropole, die sich vor westeuropäischen Großstädten nicht mehr verstecken muss.
Mittlerweile kann man mit Wizzair und Ryanair ab vielen Airports nonstop zu rund einem Dutzend rumänischer Airports fliegen. Die Preise starte bei 9,99€ für Wizz-Club-Mitglieder und 14,99€ für alle anderen. Man darf aber nicht zu früh und vor allem nicht zu spät buchen. Von Dortmund aus erreicht ihr z.B. Timisoara im Westen Rumäniens und Kulturhaupstadt 2023. Nonstop sind auch die Ziele in der Heimat Draculas in Transsilvanien erreichbar: Das malerische Sibiu, das touristisch sehr erschlossene und malerisch gelegene Brașov mit dem berühmten Schlössern von Bran und Peles, die Universitätstädte Cluj-Napoca und Targu Mures werden ebenso angesteuert wie Craiova in der Walachei, Iasi und Suceava in der Region Moldau und die Hauptstadt Bukarest. Eine ähnlich große Auswahl gibt es noch ab Memmingen.
Doch wo soll man beginnen – das Land ist riesig und hat extrem viel zu bieten. Alleine eine Rundreise durch Transsilvanien füllt locker einen ganzen Urlaub oder Backpacker Trip. Aber auch Städte wie Oradea und Kurorte wie Baile Felix oder Baia Mare laden ein.
Wir beginnen mit der zweitgrößten Stadt Rumäniens Cluj-Napoca. Sie liegt im Herzen der Karpaten und ist für viele die lebhafteste. Cluj-Napoca wird von Studenten dominiert: Insbesondere bei Erasmus-Studenten gilt die Stadt als der Geheimtipp für eine extrem gute Zeit. Dabei punktet Cluj-Napoca nicht mit bekannten Attraktionen oder einer toll renovierten Altstadt wie die malerischen Städte Sibiu oder Brașov, sondern durch Menschen und Leben. Am besten schaut man sich vorher bei Couchsurfing nach einer Couch oder einigen Locals zum treffen um. Aber auch in Hostels wie dem Retro-Hostel (ab 18€ pro Nacht bei Hostelbookers) mit super freundlichem Personal kommt man schnell in Kontakt mit anderen Reisenden um das Nachtleben Clujs zu erkunden. Rund um den Piata Uniri befinden sich zahlreiche coole Pubs aber auch total toll gestaltete stylische Restaurants: Teuer ist es – da Cluj eine Studentstadt ist – dabei meist nicht. In Kontakt kommt man aufgrund der vielen internationalen Austauschstudenten schnell: Man ist Besucher in Cluj gewohnt.

Neben dem Besuch des Piata Uniri sollte auch das Theater, die orthodoxe Kathedrale mit dem abends bunt beleuchteten Springbrunnen sowie die kleinen Gassen rund um die Stadtmauer (einfach links aus der Hosteltür schauen und schon seid ihr da 😉 ) besucht werden. Zum Relaxen eignet sich der großzügig angelegte botanische Garten (Eintritt ca 1€) oder der Zentralpark. Im Zentralpark ist zwischen Mai und September auch immer etwas los: Straßenmusiker spielen, Jogger drehen ihre Runden, verliebte Pärchen gehen spazieren, Studenten spielen im Schatten der Bäume Fußball. Und viele Konzerte und Festivals werden hier durchgeführt. Wer mag kann auch eine Bootsfahrt auf dem See in der Nähe des Casinos machen. Cluj – so sagt man – habe die hübschesten Mädels Rumäniens: Und in der Tat: Wer sich auf eine Bank im Zentralpark setzt und einfach ein paar Minuten vom Sightseeing verschnauft wird zustimmen: Der zentrale Weg braucht sich vor keinem Catwalk der Welt verstecken 😉
Zum Sonnenuntergang empfiehlt sich ein Besuch auf dem Bastionshügel auf der anderen Seite des Flusses (vom Zentralpark und dem Zentrum ausgesehen). Von hier hat man mit der Sonne im Rücken und idealem Fotolicht eine tolle Sicht auf das Zentrum von Cluj.
Ein Tag sollte auf jeden Fall für einen Besuch im kleinen Turda und der berühmten Salzmine – etwa eine Stunde von Cluj entfernt – reserviert werden: Ein Bus fährt alle 30 Minuten vom Piata Mihai Viteazu nach Turda und kostet 7 Lei (ca.1,75€) . Wenn man den Fahrer darauf hinweist, dass man zur berühmten Salzmine möchte – einfach Salina sagen – lässt er einen unweit des Eingangs raus. Im Sommer bietet sich auch ein Bad im Salzsee von Turda an, mit Wasser aus den Salinen.
In dem ehemaligen Salzbergwerk wurde heute ein unterirdischer Freizeitpark errichtet: Bowling, Tischtennis, ein Amphitheater in dem regelmäßig Vorführungen oder Konzerte abgehalten werden und ein Riesenrad befinden sich in einer der großen Salzkammern – von der Decke ragen nachwachsende Salzkristalle. Wer mag kann auch unterirdisch in der spacigen Nachbarmine wo man aufgrund der Lichtkonstruktionen das Gefühl hat im All zu sein mit dem Ruderboot auf einem unterirdischen See fahren: Und gesund ist das ganze übrigens auch: Die kühle und salzige Luft soll extrem gesund sein: In jedem Fall sollte man eine Jacke mitnehmen, da es dort unten wirklich kühl wird. Der Eintritt ist mit 40 Lei (ca. 8,50€) überschaubar. Die einzelnen Attraktionen wie das Riesenrad oder Rudern kosten extra – aber alles im angemessen Rahmen – auch für Backpacker. Die tollen Preise wie vor ein paar Jahre gibt es aber nicht mehr – seitdem die Mine bei internationalen Touristen bekanter und beliebter wurde. Im Jahr 2014 haben wir noch 10 LEI, damals etwa 2,50€ bezahlt.
Vom Salzbergwerk kann man problemlos ins Zentrum Turda´s laufen. Klein aber fein und gut restaurierte Häuser machen Turda´s Zentrum fotogen. Eine extrem entspannte Atmosphäre lädt zum Verweilen ein.
Von Cluj-Napoca aus empfehlen wir die Weiterrreise mit dem Bus nach Alba Iulia. Auch hier sollte man für den Besuch in der rieisgen Festungsanlage und dem dazugehörigen Museum einen vollen Tag einplanen. Danach empfehlen wir die Weiterfahrt nach Sibiu. Die Fahrpläne (einsehbar unter autogari.ro) geben das her.

Zu Sibiu, auch bekannt als Hermannstadt, muss man wohl nicht mehr viele Worte verlieren: Sibiu war Kulturhauptsatdt Europas 2007 und das Zentrum wurde perfekt restauriert: Rund um den Hauptplatz herrscht eine Menge Leben und viele Cafés und auch Restaurants locken : Wenn man die „offensichtlich touristischen Cafés “ meidet sind auch die cooleren Plätze für Backpacker oft trotz kleinem Budget bezahlbar. Sibiu ist wunderschön, aber auch klein und kann in ein bis zwei Tagen komplett entdeckt werden: In keinem Fall sollte man jedoch hetzen, sondern lieber das Ambiente genießen: Ein absolutes Must Do in Sibiu ist auch ein Spaziergang entlang der alten Stadtmauer und ein Besuch im großen Freilichtmuseum.
Von Sibiu ist es nicht mehr weit bis nach Brașov, historisch auch Kronstadt oder Stalin. Brașov gilt vielen als die schönste Stadt Rumäniens – wohl zurecht. War Sibiu schon sehr hübsch, kann Brașov das tatsächlich, insbesondere aufgrund der Lage in einer phantastischen Landschaft, noch toppen. Die Busfahrt von Sibiu nach Brașov dauert 2:30h und kostet etwa 25 Lei (etwa 6€).

In Brașov emfehlen wir direkt am ersten Abend an der kostenfreien Stadtführung – die wirklich sehr gut war – teilzunehmen. Los geht es um 18:00 Uhr am Springbrunnen auf dem Hauptplatz. Neben einer tollen Einführung in die wechselvolle Geschichte und vieler Mythen und Storys: Nach der Tour hat man eine Menge Ideen die nächsten Tage und oft gleich neue Bekannte um abends weg zu gehen: Denn nach der Tour geht es häufig noch gemeinsam mit anderen Backpackern und dem Guide wahlweise klassisch rumänisch Essen oder in einen Pub oder auch beides. In jedem Fall ideal, um Leute kennenzulernen – da die meisten Teilnehmer Backpacker und Hostelgäste waren. Vom Schwarzen Turm aus hat man eine ideale Fotoposition über die gesamte Altstadt und wer einen noch größeren Radius sehen möchte sollte die Treppen zum weißen Turm hochsteigen.
Neben Marktplatz mit dem historischen Rathaus und der schwarzen Kirche sollte in jedem Fall der Aufstieg zur Bastion gegenüber der Altstadt auf dem Programm stehen: Von hier hat man eine traumhafte Aussicht auf die malerische Altstadt. Auch eine Fahrt mit der Seilbahn (10 LE/ 2,50€) zu dem Brasov-Schild hoch oben auf dem Berg ist lohnend: Und das nicht nur wegen der Aussicht. Den Rückweg kann man auch problemlos bergab laufen. Die Weberbastei und das architektonisch interessante Olympia-Restaurant direkt nebenan sollten auf dem Rückweg ins Zentrum besucht werden: Und natürlich eine der kleinsten Straßen der Welt: Die Seilstraße mit durchschnittlich 123 cm Breite gilt in jedem Fall als eine der engsten Gassen Europas. Aber am besten lasst Ihr euch einfach treiben.
Wer sich auf Transsilvanien beschränken möchte, kann nun über das ebenso malerische Sighisoara und die moderne Universitätsstadt Targu Mures zurück reisen.
Von Brașov kann mit einem Stopp in Sighisoara (Schässburg) problemlos das weniger touristische und daher interessante Targu Mures mit nettem Stadkern und imposanter City-Hall erreichen und von dort aus wieder Richtung Deutschland abheben. Wizzair fliegt ab 9,99€ nach Dortmund und München-West/Memmingen.
Wer noch mehr Zeit hat, dem empfehlen wir den Weg nach Bukarest. Entweder auf dem Weg, oder aber von Brașov aus empfehlen wir einen Stop in Sinaia. Peles Castle gehört zu den schönsten Schlössern Osteuropas und auch die Fahrt mit der Seilbahn in Sinaia ist absolut phantastisch. Eine tolle Stadt die einen ganzen Tag verdient.
Von Sinaia ist es dann nicht mehr wirklich weit bis in die Hauptstadt. Bukarest hat sich in den letzten Jahren nach einer Generalrestaurierung des historischen Stadtkerns gemacht und folgt Belgrad auf dem Weg zu einer Trend- und Partymetropole mit relativ vielen guten Clubs und coolen Cafés und Bars im Herzen der Altstadt. Super zentral – ab 9€ im Dormitory – liegt das Antique Hostel: nur rund 5 minuten vom Platia Uniri und dem Flughafenbus entfernt
Von Bukarest kann man übrigens ebenfalls günstig zurückfliegen: Wizzair fliegt nach Wien, München-West, Nürnberg, Eindhoven, Dortmund, Brüssel-Charleroi. Jedoch sind die Flüge ab Bukarest oft teurer, so dass man eher mit 19,99€ als Bestpreis und 29,99€ ohne Wizzclubmitgliedschaft rechnen muss.
Eine weitere Option ist es noch einen Abstecher in die Wallachei zu unternehmen: Die Universitätstadt Craiova ist zwar touristisch nicht wirklich erschlossen – aber durchaus einen Besuch für ein oder zwei Tage wert und mit dem Zug aus Bukarest (zum Fahrplan) auch leicht erreichbar. Wizzair fliegt von Craiova nonstop nach Dortmund, Mailand-Bergamo, London-Luton oder Rom-Fiumicino, in der Regel auch ab etwa 19,99€ für Clubmitglieder und 29,99€ für Nichtmitglieder. Von dort kommt mit Ryanair ja in der Regel für 10€ bis 20€ heim.

Wir hatten in jedem Fall eine Menge Spaß in Rumänien und waren von der Schönheit des Landes in jedem Fall positiv überrascht – Sibiu und vor allem Brașov sind wirklich tolle Städte mit vielen tollen Fotomotiven. Plätze, wo man einfach sitzen und genießen kann. Aber auch von der Freundlichkeit und Offenheit der Rumänen – insbesondere in der Ecke Cluj und Targu Mures. Reisen ist relativ leicht, die Hostel Infrastruktur recht gut ausgebaut, da Brașov und Sibiu klassische Backpackerziele sind und das Preisniveau in Restaurants und Pubs ist außerhalb der direkten touristischen Zentren in Sibiu und Brasov meist fair – Touristenabzocke selten. Ein ideales Ziel für preisbewusste Backpacker also.
Wer das Land noch mehr entdecken möchte, dem legen wir noch den Bereich Moldau mit der wunderschönen Stadt Iasi, die Küste mit Constanta und Varna Veche und natürlich auch Maramures rund um Baia Mare und Satu Mare mit den berühmten Kreuzen und Holzkirchen sowie der berühmten Dampfeisenbahn nahe.