Erst seit Ende 2019 ist es möglich, Saudi-Arabien touristisch zu bereisen. Das vorher verschlossene Land steckt nun enorme Summen in den Tourismus. Man hat den Eindruck, dass Dubai als Vorbild für die saudische Hauptstadt Riad dienen soll. Aber noch ist man weit entfernt. Die Metro ist noch im Bau, bis auf wenige Ausnahmen fehlt die ultramoderne Architektur Dubais, die Malls sind nicht so prächtig und Projekte wie The Palm sind wegen der Binnenlage Riads nicht möglich.
Von Wolfgang Hesseler
Lange Zeit war es allenfalls möglich, Saudi-Arabien für ein paar Stunden zwischen zwei Flügen zu besuchen, wenn man nicht dort geschäftlich zu tun hatte und nicht Muslim war. Von daher war das Land für uns immer ein geheimnisvolles Buch, das es für uns unmöglich war aufzuschlagen. Erst ab Ende 2019 führte Saudi-Arabien ein elektronisches Visum u.a. für Touristen ein. In der Corona Zeit wurde dies dann wieder ausgesetzt. Nun war es endlich für uns soweit, das Land zu erkunden. Um euch das Land und dessen Hauptstadt Riad näher zu bringen, haben wir hier einige Tipps zusammengetragen, die bei eurem Besuch hilfreich sein können.

Visum
EU Staatsangehörige und einige andere wie Schweizer können ein Tourismus-Visum elektronisch vor Antritt der Reise als eVisa beantragen. Grundsätzlich ist auch die Beantragung eines „Visa on Arrival“ zu touristischen Zwecken möglich. Man muss dann ggf bei der Einreise länger warten. Das Visum ist mit rund 120 Euro nicht günstig, berechtigt aber zu beliebig vielen Einreisen innerhalb eines Jahres mit maximalem Aufenthalt von 90 Tagen am Stück. Die Beantragung des Visums ist unter https://visa.visitsaudi.com. Das Visum kommt in der Regel binnen eines Werktags (Wochenende ist in Saudi-Arabien Freitag/Samstag)

Unterkunft
Die Hotels, die halbwegs im Zentrum von Riad liegen haben meist sehr schlechte Bewertungen – zurecht. Der Zustand und Service lassen zu Wünschen übrig. So gab es in unserer Unterkunft keine Handtücher und keinen Toilettendeckel, dafür aber Löcher in der Bettwäsche. Erst bei dreistelligen Euro Preisen pro Nacht wird es besser. Weiter vom Zentrum entfernt werden gute Unterkünfte zahlreicher.

Internet
Die meisten Hotels bieten Internet, nicht immer aber ist die Verbindung top. Schon am Flughafen von Riad kann man sich eine lokale SIM Karte kaufen. Wir haben uns für einen 3 GB Tarif von Zain KSA zum Preis von 34,50 SAR (etwa 8,60€) entschieden.

Transport in Riad
Das Metrosystem ist noch im Bau. Die Eröffnung wurde mehrfach prognostiziert, aber wenn man sich die vielen Baustellen anschaut wird das so bald nichts werden. Es gibt ein Bussystem mit einer App, die aber noch deutliches Verbesserungspotenzial hat. Drei Tage Busfahren kostet umgerechnet nur 5€. Generell sind Bolt, Uber und Careem als vorbestelltes „Taxi“ sehr preiswert und zuverlässig. Es gibt an den meisten Straßen auch Fußgängerwege, nur das Überqueren einer Straße kann manchmal ein wenig schwierig werden. Vom Flughafen Riad gibt es aktuell keinen öffentlichen Nahverkehr. Hier sind Taxi bzw Fahrdienste die einzige Möglichkeit bis die Metro startet.

Bezahlung
Die Währung in Saudi-Arabien ist der saudi-arabische Riyal (SAR). Fast überall werden Kreditkarten angenommen. Jeder Supermarkt akzeptiert Kreditkarten, auch bei kleinen Beträgen. Selbst auf Märkten haben die Händler Lesegeräte für Kreditkarten. Gelegentlich kommt es vor, dass nur lokale Kreditkarten akzeptiert werden. Ein paar Riyal sollte man also noch besser in bar in der Tasche haben.

Verständigung
Englisch ist sehr weit verbreitet, insbesondere in der gebildeteren Bevölkerung. Zur Not hilft eine Übersetzungs App.
Sicherheit
Die Kriminalitätsrate ist auf einem niedrigen Niveau. Wir hatten keine Probleme und fühlten uns auch nicht unsicher.

Sehenswürdigkeiten
Highlight von Riad ist das UNESCO Welterbe Diriyya. Die traditionellen Lehmbauten wurden für viel Geld restauriert. Durch die Beleuchtung sehen sie in der Dämmerung sehr faszinierend aus. Die Festungsanlage Fort Masmak von 1865 war leider zur Zeit unseres Besuchs geschlossen wegen Renovierung, so dass nur ein Blick von außen möglich war. Der zweistöckige Murabba Palast wurde 1936 als ein repräsentativer Gebäudekomplex für den ersten König gebaut. Im Nationalmuseum gleich nebenan wird die Geschichte der Stadt und ganz Saudi-Arabiens präsentiert.

Im Vergleich zu Dubai gibt es wenige Hochhäuser und noch wenig moderne Architektur. Das Kingdom Centre ist eines der Ausnahmen und sieht aus wie ein Flaschenöffner. Er ist mit 305 Metern Saudi-Arabiens zweithöchstes Gebäude – der Burj Khalifa in Dubai ist im Vergleich mit 828 Metern fast dreimal so hoch. Im 99. Stock gibt es eine Skybridge mit schönem Blick auf die Stadt. Der Al Faisaliah Tower mit einer 23m Durchmesser Glaskugel in der Gebäudespitze ist ebenso ein Bauwerk mit moderner Architektur.
Im King Abdullah Park gibt es Wasserspiele, die aber im Gegensatz zu The Dubai Fountain am Burj Khalifa doch eher unspektakulär sind. In der größten Moschee der Stadt, der Al Rajhi Mosque, sind auch nichtmuslimische Besucher willkommen und bekommen eine Führung durch die gesamte Anlage inklusive Bibliothek.

Einkaufen
Es gibt viele Malls in Riad, die meisten sind aber nicht so pompös wie in Dubai. Auch Souks, die traditionellen Märkte, dürfen nicht fehlen.
Essen
Das Essen ist in Saudi-Arabien sehr günstig. Richtig preiswert ist die Fastfood Kette Al Baik. Ein Falafel Sandwich gibt es für umgerechnet einen Euro. Im Supermarkt sind importierte gekühlte Waren wie zum Beispiel Käse oder tiefgekühlte Waren wie Eis sehr teuer. Sie werden von weit her importiert. Bei jedem Einkauf im Supermarkt oder im Fast Food Restaurant gibt es ungefragt eine Plastiktüte dazu.